Historische Holzbrücken der Schweiz bis 1850

44 Buholzer 45 Historische Holzbrücken der Schweiz bis 1850 Versetzungen B VERSETZUNGEN eim Bau von Holzbrücken gab es bis weit ins 19. Jahrhundert hinein keine Vorstellung davon, dass die Brücken einmal von et- was anderem als Pferdefuhrwer- ken mit einem Gewicht von 4 bis 5 Tonnen befahren werden würden. 1886 stellte Carl Benz ein Motordreirad mit Verbrennungs- motor vor, das heute als erstes Automobil gilt. Auch wenn durch Verstärkungen im 20. Jahrhundert motorisierte Lastenzüge von bis zu 28 Tonnen tragbar wurden, besassen Holz- brücken immer noch Eigenschaften, die sie bei den Automobilisten unbeliebt machten. Die Einspurigkeit führte bei zunehmendem Verkehrsaufkommen immer wieder zu Staus und Wartezeiten. Die beschränkte Sicht von aussen ins dunkle Brückeninnere und der all- fällige Gegenverkehr sorgten immer wieder für kritische Situationen. Die vom Schwer- verkehr geforderte Durchfahrtshöhe war ein weiteres Problem. Über die Jahrzehnte litten die Brücken zunehmend unter der steigen- den Belastung durch den Verkehr. Der Schutz vor Feuchtigkeit durch das Dach wurde mit der von den Fahrzeugreifen eingeschlepp- ten Nässe aufgehoben. Faulendes Holz, Pilz- und Schädlingsbefall waren die Folgen. Der vermehrte Einsatz von Salz bewirkte zudem, dass die Verbindungselemente aus Eisen einer stärkeren Korrosion ausgesetzt waren und die rostenden Teile ersetzt werden mussten. Aus diesen Gründen wurden viele Holzbrücken durch Betonbrücken ersetzt. Die als «histo- risch wertvoll» angesehenen Brücken wurden versetzt oder umfahren, die übrigen abgeris- sen. Das Bewusstsein, wonach Holzbrücken zu den Kulturgütern zu zählen und daher erhaltenswert sind, entwickelte sich ziemlich langsam. Noch 1927 wurde Ritters erste Bo- genbrücke in Mellingen abgerissen, nicht bes- ser erging es 1939 Grubenmanns Sihlbrücke in Schindellegi. 1955 wird die Hasle- brücke in Hasle- Rüegsau (S. 132) demontiert, zwischen- gelagert und drei Jahre später 800 Meter emmeabwärts wieder aufgebaut. Die mäch- tigen Bogenträger mit einer Spannweite von 58 Metern wurden am Stück durchs Dorf transportiert. 1950 Rümlang ZH Glattbrücke S. 305 1953 Neckertal SG Achsägebrücke S. 249 1955 Hasle-Rüegsau BE Haslebrücke S. 133 1959 Burgdorf BE Wynigenbrücke S. 121 1960 Horgen/Neuheim ZH/ZG Sihlbrücke S. 297 1969 Trub BE Sidelenbrücke S. 173 1974 Belp/Muri BE Hunzikenbrücke S. 113 1974 Langnau BE Moosbrücke S. 141 1974 Ingenbohl SZ Wylerbrücke S. 265 1974 Winterthur ZH Brunibrücke S. 313 1979 Opfikon ZH Aubrücke S. 42 1989 Signau BE Bubeneibrücke S. 161 2000 Lützelflüh BE Gohlhausbrücke S. 145 1974 wird in Langnau i.E. die 1797 erbaute Moosbrücke («Bädli- brücke») 150 Meter ilfisaufwärts versetzt. 2000: Die 300 Tonnen schwere Lützelflüher Gohlhausbrücke (S. 144) wird mittels Drahtseilen und hydraulischen Seilzug- geräten 45 Meter emmeaufwärts ver- schoben, um einer Betonbrücke Platz zu machen. F F F Versetzte Holzbrücken Quelle: ICOMOS Bild: Bauverwaltung Lanngau Bild: Kant. Tiefbauamt

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