Historische Holzbrücken der Schweiz bis 1850

242 Buholzer 243 Historische Holzbrücken der Schweiz bis 1850 SG D Hemberg Inschriften: «Diesere Brug ist erbauen von Weck Mster Christian Bolt von Krumenau. Gott behütte deise Brug vor Feur und Wassernoth». «Sie hatt mir gegeben weder Brodt noch Gelt. Gott, ach lass wider werden neuw, Freyheit und alte Schwytzer Treub» «Ano 1802 zu disser Brug auf zu bauen waren verordnet Herren Bau Meister Christian Frey im Harzen Mos und Herren Bau Meister Christian Bühller im Harzen Moos.» «Disse Leuth haben mir thu an Verthrauen, eine Brug hie her zu bauen.» Standort Toggenburg Gemeinde Hemberg Koordinaten 733 586 / 240 151 H. ü. M. 846 m Gewässer Zwislerbach Besitzer Gemeinde Hemberg Baujahr 1802 Baumeister Christian Bolt, Krumenau Christian Frey, Harzenmoos Christian Bühler, Harzenmoos Konstruktion Hängewerk Spannweite 17,6 m Länge/Breite 19,5 m/2,35 m Höhe 3 m Bedeckung Eternit Belastung Fussgänger Doppelte Hänge- werke mit 5 Feldern, 6 Quergebinde mit scherenförmig gekreuzten Streben, oberer und unterer Verband ie Passage über den im tiefen Tobel verborgen fliessenden Zwislerbach erleichtert eine 176jährige Holzbrücke, erbaut durch die Brückenkorporation Harzenmoos im Jahre 1802. Jede der damals 25 Familien, die durch Bodenbesitz zum Ein- zugsgebiet des Übergangs zählte, zeichnete einen freiwilligen Baukostenanteil, nach dem die Mehrkosten aufgeschlüsselt wurden. Ein Johannes Frey vom Bächli soll die Holzliefe- rung übernommen haben. Baumeister seien ein Christian Frey und ein Christian Bühler, beide von Harzmoos, gewesen. Das Amt des Brückenmeisters sowie des Korporationspräsi- denten lag meistens in den Händen der Fami- lien Frey und Bühler. Heute ist die Gemeinde für den Unterhalt der Brücke zuständig. Wie die Grubenmannbrücken gehört auch diese Brücke zu den «sprechenden Brücken». Die versteckt im Tobel liegende Brücke, die nur von Einheimischen benutzt wurde, ent- hält auch ein politisches Statement: «Gott, ach lass wider werden neuw, Freyheit und alte Schwytzer Treub», was den Franzosen seiner- zeit wohl entgangen sein dürfte… Rund ein Jahr nach dem Bau der Brücke wurde mit dem Ende der «Franzosenzeit» die «Frey- heit» Wirklichkeit. 1803 wurde der «Canton Säntis» zum neuen «Kanton St. Gallen», und Hemberg gehörte zum fünften Distrikt Ober- toggenburg. In freien Wahlen wurde ein Ge- meinderat mit neun Mitgliedern und ein Ge- meindeammann (ein «Bühler») gewählt. Dass die Brücke erhalten bleibt, dafür nahm in den 1950er-Jahren der amtierende Dorfpfar- rer den Gemeindepräsidenten, seinen einsti- gen Konfirmanden, ins Gebet. Er solle «der Zwislerbachbrücke als einem schützenswerten Bau Sorge tragen. Damit wird der Schönheit und Besonderheit dieser Brücke die Ehre er- wiesen, die ihr zusteht.» Die Brückenkonstruktion besteht aus einem Trapezhängewerk, an welchem mit doppelten Pfostenpaaren die Fahr- bahn aufgehängt ist. Sechs Gebinde gliedern das Bauwerk in seiner Längsrichtung. In den Zwischen- feldern übernehmen kreuzweise an- gebrachte Streben im Dachfuss die seitliche Belastung durch den Wind. Die Brücke wurde während der «Fran- zosenzeit» (S. 42) erbaut. Die Inschrift gibt der Hoffnung auf das Ende der Fremd- herrschaft Ausdruck: «Sie hatt mir gegeben weder Brodt noch Gelt. Gott, ach lass wider werden neuw, Freyheit und alte Schwytzer Treub.» O O O O ZWISLERBACH- BRÜCKE Harzenmoos- brücke Quellen: Stadelmann, ICOMOS, KDM, IVS, HLS, Oberli O

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