Historische Holzbrücken der Schweiz bis 1850

302 Buholzer 303 Historische Holzbrücken der Schweiz bis 1850 Rheinau Jestetten ZH D D Trapezförmige Hänge- und Sprengwerke, Quergebinde mit ge- bogenen Bügen, 2 Joche mit je 8 Pfählen, Sattel- dach mit Biber- schwanzziegeln RHEINBRÜCKE ie Rheinauer Brücke war seit jeher kriegerischen Auseinan- dersetzungen ausgesetzt. Erst- mals wurde sie 1444 im Alten Zürichkrieg zerstört, während der Reformationszeit stellten die Zürcher Ge- schütze auf der Brücke auf, auch während des Dreissigjährigen Krieges und im Zweiten Vill- mergerkrieg war die Brücke in Gefahr. 1799 schliesslich zerstörten abziehende französi- sche Truppen die Brücke völlig. 1806 konnte Blasius Baldenschwiler (S. 34) im Auftrag des Kantons Zürich die heutige drei- feldrige gedeckte Holzbrücke mit zwei Pfahl- jochen und die gemauerte Vorbrücken als Widerlager erstellen. Er setzte sich gegen ein Projekt von Johann Grubenmann durch. Die Mauerwerkskonstruktionen der Vorbrücken sind nicht überdacht; auf der Schweizer Seite bestehen zwei Bogen, auf der deutschen ein einzelner. Grössere Instandsetzungsmassnah- men wurden 1885, die auch eine Verstärkung der Konstruktion umfassten, und 1918 bis 1930 mit Arbeiten an den Pfahljochen durch- geführt. Im April 1945 wurde die Brücken- sprengung von deutscher Seite vorbereitet. Die Flucht der verantwortlichen Pioniere über die Brücke in die Schweiz verhinderte im letz- ten Augenblick die Zerstörung. Nachdem 1953 starker Befall der Holzkon- struktion mit Hausbock festgestellt wurde, kam es zu einem Austausch stark beschädigter Bauteile und 1954 zu weiteren Verstärkungen der Konstruktion. 1988 folgten wieder auf- wändige Reparaturarbeiten an der Konstrukti- on. Dabei wurden im Unterbau die Pfahljoche ausgetauscht. Seitdem stehen holzverkleidete Stahljoche auf 1,5 bis 2,0 Meter hohen Fun- damentbalken aus Stahlbeton. Beim Überbau wurden unter anderem die Querträger durch Stahlelemente verstärkt und einzelne zu schwache Streben ausgewechselt. Gemeinden Rheinau CH Jestetten D Koordinaten 687 470 / 278 100 H. ü. M. 354 m Gewässer Rhein Besitzer Kanton Zürich Baujahr 1804 Holzbau Zimmermeister Blasius Baltenschwiler Konstruktion Jochbrücke Hänge- und Sprengwerke Bedeckung Ziegel Spannweiten 21,4/21,2/20,9 m Länge/Breite 63,93/4,2 m Verkehr 8 Tonnen Der lebensgrosse Nepo- muk ist ein Bronzeplastik von Emilio Stanzani (1906-1977). Sie ersetzte 1960 eine Sandstein- statue, die bis 1872 dort stand, als sie bei einer «überschäumenden Chilbi» im Rhein landete und anlässlich des Kraftwerkbaus 1955 wieder aufgefunden wurde. Die Tragfähigkeit wurde mit Metallteilen verbes- sert, so mit einfachen Rahmen aus U-Eisen über den Pfahljochen und doppelten über den Brückeneingängen. Die dreifach geführ- ten Trapezhänge- werke mit den ver- zahnten Spannriegeln und die Quergebinde mit dem gebogenen Bügen sind propor- tional sehr schön gestaltet… Die Sprengwerke stützen sich auf holzverkleidete Stahljoche ab, die auf 1,5 bis 2 Meter hohen Fundament- balken aus Stahl- beton stehen. O O Im Gegensatz zum schweizerischen ist das Eingangsportal auf der deutschen Seite gemau- ert. O O O …was ebenfalls für die Hängepfosten gilt O Quellen: Stadelmann, ICOMOS, KDM, IVS, HLS

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