Historische Holzbrücken der Schweiz bis 1850

32 Buholzer 33 Historische Holzbrücken der Schweiz bis 1850 Baukunst HANS ULRICH GRUBENMANN 1709-1783 imZusammenhangmit demWiederaufbau des nach einem Stadtbrand zerstörten Bischofzell erwähnt. Nach dem Tod seines älteren Bruders Jakob übernahm er die Leitung des Familien- betriebes, zu dem nun auch die Söhne seiner Brüder gehörten. Er lenkte seinen beruflichen Ehrgeiz besonders auf die Überbrückung grosser Spannweiten. Zeichnungen fertigte er nur an, wenn er von aussen dazu veranlasst wurde. Er selbst legte wesentlich mehr Wert auf die Anfertigung von massstabsgetreuen Modellen. Die «Dimensionierung» erfolgte aufgrund der persönlichen Erfahrung. Die genaue Anzahl der von Hans Ulrich Gru- benmann gebauten Brücken ist nicht bekannt. Historiker gehen aber davon aus, dass er über 20 Brücken entwarf und auch wirklich baute. Obwohl Grubenmann heute in erster Li- nie als Brückenbauer bekannt ist, bewies er auch grosse Fähigkeiten im Kirchenbau, z.B. 1767 mit der reformierten Kirche in Wädenswil mit dem völlig stützenfreien, 38 x 20 Meter grossen Innenraum, der mehr als 1000 Besuchern Platz bietet. gezweifelten Legende soll dieser grosse Bogen die Brücke alleine getragen haben, ohne dass der Mittelpfeiler wirklich erforderlich gewesen wäre... Die Rheinbrücke in Schaffhausen galt nach ihrer Fertigstellung als Meisterwerk der Zimmermannskunst und wurde in ganz Eu- ropa bekannt. Die Schaffhauser Brücke ist bis heute das bekannteste Bauwerk der Familie Grubenmann, obwohl die Brücke in Wettin- gen unter Fachleuten als technisch ausgereif- ter gilt. Die Brücke wurde 1799 durch franzö- sische Truppen abgebrannt. eute existieren nur noch zwei kleinere Brücken von Hans Ulrich Grubenmann. Sie führen beide über die Urnäsch und sind Alterswerke des betagten Meisters. Beim Bau der Oberachbrücke (S. 99) könnte der damals 30 Jahre alte Grubenmann seinem Cousin Ulrich geholfen haben. Die Glattbrücke in Rümlang (S. 305) stammt von seinem Bruder Johannes, wie auch die beiden Brücken von Reichenau. Die beiden Brücken bei Reichenau gelten als Werke seines Bruders Johannes. Da im gleichen Jahr Hans Ulrich mit dem Bau der Schaffhauser Rheinbrücke be- schäftigt war, ist seine Mitwirkung unsicher. (1799 zerstört) Die Ziegelbrücke bei Schänis, erbaut 1743, dürfte die erste grössere Brücke von Hans Ulrich Grubenmann gewesen sein. (1799 zerstört) Werke von Hans Ulrich Grubenmann 1743-99 Ziegelbrücke Schänis zerstört 1751-66 Lankbrücke Appenzell Hochwasser 1751-66 Mettlenbrücke Appenzell Hochwasser 1763-69 1. Sernfbrücke Schwanden Hochwasser 1765-99 Linthbrücke Ennenda zerstört 1764-1946 Sihlbrücke Schindellegi abgebrochen 1765-99 Linthbrücke Schwanden zerstört 1768-99 Linthbrücke Netstal zerstört 1769-99 2. Sernfbrücke Schwanden zerstört 1758 Rheinbrücke Schaffhausen zerstört 1766 Limmatbrücke Wettingen zerstört 1778 Urnäschbrücke Herisau/Stein S. 79 1780 Urnäschbücke Herisau/Hundwil S. 75 ans Ulrich Gru- benmann war das berühmteste Mitglied einer Zim- mermannsfamilie aus Teufen AR. Nach An- sicht von Ingenieu- ren und Historikern hoben er und seine beiden Brüder Jo- hannes und Jakob- 1766: Limmatbrücke Wettingen Spannweite Bogen 61 Meter 1758: Rheinbrücke Schaffhausen 2 Bogen unten 52 und 59 Meter abgestützt auf Mittelpfeiler 1 Bogen oben 119 Meter rubenmanns Entwurf sah die Überbrü- ckung des Rheins bei Schaffhausen mit nur einem einzigen hölzernen Bogen mit einer Spannweite von 119 m vor. Er erhielt darauf- hin auch den Auftrag, allerdings mit der Auf- lage, den einzig verbliebenen Pfeiler der alten Brücke mitzuverwenden und damit eine Brü- cke mit zwei Bogen zu bauen. Angeblich soll sich Ulrich Grubenmann sehr über diese Auf- lage geärgert haben und baute noch einen dritten Bogen, der die gesamte Brückenlänge von 119 m überspannte. Nach der heute an- über drei Generationen erstreckt, hatte einen schweren Nachteil: keiner hatte die Meister- prüfung abgelegt, kein Grubenmann war jemals Mitglied der mächtigen Handwerks- zunft, die jeweils die besten Aufträge verteil- te. Die Grubenmanns mussten daher besser – und wahrscheinlich auch billiger – sein als die organisierte Konkurrenz. Ohne grosse Schulbildung, aber mit dem Wissen von Ge- nerationen, waren die Grubenmanns fast ein Jahrhundert lang in der Ostschweiz als Brü- cken- und Kirchenbauer tätig. Erstmals wird Hans Ulrich Grubenmann 1743 m Jahr 1766 erhielt Grubenmann vo- Abt von Wettingen den Auftrag, eine Brücke über die Limmat zu bauen, aller- dings erst nach der Präsentation eines «wohlverständlichen» Modells (s. oben). Grubenmann wählte als Tragkonstruktion ei- nen verzahnten und verschraubten Bogen aus Eichenholz, der aus je sieben übereinan- dergelegten Balken zusammengesetzt wurde. Um eine elegante Linienführung zu erhalten, waren Fahrbahn und First in der Brückenmitte überhöht worden. Den Bau der ersten Bogenbrücke der Schweiz betreute Grubenmanns Bruder Johannes und dessen Söhne. Das von Fachleuten viel be- wunderte Werk wurde 1799 durch französi- sche Truppen in Brand gesetzt. H den konstruktiven Holzbau auf ein später nie mehr erreichtes Niveau. Die Dynastie, die sich G I H Bild: Abteilung Tiefbau, Kanton Aargau Originalmodell von Grubenmann im Massstab 1:40 (Kantonales Tiefbau- amt, Aarau) Quellen: Brunner, Dubas, Müller/Kolb, Holzer, Killer, Nüesch-Gautschi, Nebel, Rodt, Röllin Bild: Museum Allerheiligen, Schaffhausen

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