Historische Holzbrücken der Schweiz bis 1850
118 Buholzer 119 Historische Holzbrücken der Schweiz bis 1850 BE B E F Bern Kirchlindach NEUBRÜGG Die erste 1466 errichtete Brücke ersetzte die Fähren bei Dettigen und Bremgarten und verband Bern mit Kirchlindach. Sie war der Ausgangspunkt für die Stre- cke nach dem vier Stunden entfernten wich- tigen Verkehrsknotenpunkt Aarberg, wohin die Stadt Bern expandieren wollte. Ab 1470 ist ein Wirtshaus erwähnt. Nachdem die Brücke 1508 eine neue Bedachung – beste- hend aus insgesammt 75000 Schindeln und 113750 Dachnägeln – erhalten hatte, wurde 1534 beschlossen, die Brücke über steinernen Pfeilern neu aufzuführen. Seither ist sie kaum verändert worden. Als Werkmeister wird der Zimmermann Hans Rüegger vermutet, der als Holzwerkmeister der Stadt mehrere Brücken erbaute. Die einzelnen Joche sind Sprengwerk- konstruktionen. Die Brücke liegt in der Talsoh- le der Aare und war nur über beidseitig steile Zufahrtsrampen erreichbar, ein Umstand, der zur Zeit der Pferdefuhrwerke einige Probleme bereitete. Erst 1850 wurde die stadtseitige Zu- fahrtsstrasse korrigiert, um eine weniger stei- le Rampe zu erhalten. Als Baumaterial wurde für die Brücke hauptsächlich Tannenholz, für wichtige tragende Elemente auch Eichenholz verwendet. Bis zur Aufhebung des Zollwesens 1838 war die Brücke eine bedeutende Zoll- stelle mit einem separaten Zollgebäude, das kurz vor 1900 abgerissen wurde. Mit dem Bau der Tiefenaubrücke 1851 verlor die Verbindung nach Aarberg ihre Bedeutung und damit auch diejenige der Brücke. Der Ver- kehr lief nun über Lyss, das 1864 ans Bahn- netz angeschlossen wurde. 1913 wurde 800 Meter entfernt die Halenbrücke errichtet. Sie führte auf einer Höhe von 38 Meter über die Aare und entlastete die damals fast 380jähri- ge Neubrügg wesentlich. Sie ist die älteste Holzbrücke des Kantons Bern. Die sechseckigen Grund- pfeiler bestehen aus Tuff, Muschelnagelfluh und im obersten Teil aus Sandstein. Mit Bügen auf den Simsen sind die Sattelhölzer abgestützt, welche die Fahrbahn tragen. Das Baujahr der Brücke ist eingemeisselt. Der stadtseitige Brückenvorplatz mit dem Wirtshaus, der Zollstation und dem Sandsteinportal mit den Schiess- scharten und dem prächtigen Wappen bildet ein repräsen- tatives Ensemble. Über der Einfahrt ein farbiges Wappen mit zwei Berner Bären und der Inschrift «ANNO MDXXXV DOMINI». Darüber der doppel- köpfige Reichsadler schwarz auf gold. Bern galt zwar als «freie Reichsstadt», gehörte rechtlich aber immer noch zum «heiligen römischen Reich». Längsträger auf Sattel- hölzern mit abgerun- deten Bügen tragen die Fahrbahn, einfache Hängewerke in den 5 Feldern übernehmen die Dachlasten und Seitenwände, bogenför- mige Quergebinde mit runden Bügen, vier Steinpfeiler FE Der letzte Pfeiler ist etwas versetzt, weil dort der Grund für das Fundament besser war. Dadurch ist die Brückenachse leicht geknickt. F Lage auf der Grenze zwischen Bern und Kirchlindach Koordinaten 599 200 / 202 500 H. ü. M. 486 Gewässer Aare Besitzer Kanton Bern Baujahr 1535 Bauherr Staat Bern Ausführende unbekannt Länge 91,2 m Spannweiten 18,6/19,2/20,9/ 16,4/15,9 m Breite aussen 6,8 m lichte Höhe 3,6 m Bedeckung Ziegel Belastung 3.5 Tonnen Die Jahrzahl «1718» auf der Konsole weist wohl auf eine Restaurierung des Oberbaus hin. Der Deutschorden hatte verschiedene Besitzun- gen in der Region. Das Wappen dürfte auf eine Beteiligung am Bau der Brücke hinweisen. E EE Quellen: Stadelmann, ICOMOS, KDM, IVS, HLS, Laedrach
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