Historische Holzbrücken der Schweiz bis 1850
198 Buholzer 199 Historische Holzbrücken der Schweiz bis 1850 GR D Zwei verzahnte und verschraubte Bogen- träger mit doppelten Streckbalken, oberer und unterer Verband Churwalden EGGATOBEL- BRÜCKE ie Strecke von Chur nach Tie- fencastel wurde in den Jahren 1935–40 stark umgestaltet und den Anforderungen des moder- nen Verkehrs angepasst. Das jüngste Ausbaustück war der Abschnitt zwi- schen Malix und Churwalden. Die neue Strasse wurde an der Holzbrücke, die über den Egga- tobel führt, vorbei gebaut und die Brücke so- mit dem Verkehr entzogen. Einmal nicht mehr im Betrieb, wurde das alte Bauwerk bald von Bäumen, Sträuchern und anderen Pflanzen eingewachsen. Buschwerk, das sich nach und nach in den Widerlagern festsetzte, begann das Steinfundament auseinanderzusprengen. Zudem entstanden an beiden Widerlagern Schuttdeponien, welche den Wildwuchs von Pflanzen aller Art verursachten. Niederschlä- ge bewirkten Fäulnisschäden an den kaum mehr geschützten Holzteilen, so dass tragen- de Funktionen immer weniger gewährleisten werden konnten. Als der Kanton 1986 die Brücke zum Verkauf ausschrieb, regte sich Widerstand. Unter dem Slogan «Rettet die Eggatobelbrücke vor dem Einsturz!» bildete sich 1989 ein Verein, der die 150 Jahre alte Holzbrücke vor dem Zerfall retten wollte. Eine gross angelegte Finanzie- rungsaktion hatte schliesslich Erfolg. Bevor mit eigentlichen Sanierungsarbeiten be- gonnen werden konnte, musste die verwilde- te Umgebung freigelegt werden, wie auch die Widerlager, die Flügelmauern, die Balkenlage und die Gelenkknoten. Das verfaulte Holz musste ersetzt und die Auffahrtspflästerung wieder erstellt werden. Die Holzbauarbeiten gingen Hand in Hand mit den Maurerarbei- ten für die Auf- und Widerlager. Für das neue Schindeldach wurden Lärchen aus der nahen Umgebung verwendet. 1991 konnte die neue Brücke eingeweiht werden und ist jetzt im Be- sitz des Vereins. Standort an der Kantonsstrasse Malix-Churwalden Gemeinde Churwalden Koordinaten 759 70 /185 400 H. ü. M. 1147 m Gewässer Eggatobelbach Besitzer Verein Eggatobelbrücke Baujahr 1837 Bauherr Kanton Graubünden Pläne Richard La Nicca (Ober- ingenieur) Holzbau Meister Ruedi Länge 23,9 m Spannweite 20,5 m Breite 4,7 m Höhe 3,5 m Die Konstruktion des damaligen Bündner Oberingenieurs Richard La Nicca ist eine Kombination einer Bogenbrücke mit einem Sprengwerk und ist für die Zeit der Entstehung bemer- kenswert. Die verwahrloste Brücke mit dem damaligen Blechdach vor der um- fangreichen Sanierung. Auch Kleber, die von Spendern für 5 Franken gekauft werden konnten, trugen zur erfolg- reichen Finan- zierung bei. Die Brücke besteht mehrheitlich aus ein- heimischem Lärchen- holz. Der hohe Anteil an Harz macht das Holz sehr widerstands- fähig gegen Witte- rung. Unbehandelt bleicht es mit der Zeit aus, und es entsteht der typische silber- graue Farbton. Bedeckung Schindeln Belastung Fussgänger Sanierung 1990/91 Planung Walter Bieler, Bonaduz Holzbau Niklaus Lustenberger Maurer Georg Allemann, Malix Schindeln Lorenz Krättli, Untervaz Die beiden Bogenteile haben eine Zahntiefe von 4 cm und sind mit den paarweisen Hängesäulen ver- schraubt. Der Bogen wird in der Mitte mit einem Streckbalken verstärkt. F FF F F FF Quellen: Stadelmann, ICOMOS, KDM, IVS, HLS, Bieler
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