Historische Holzbrücken der Schweiz bis 1850
282 Buholzer 283 Historische Holzbrücken der Schweiz bis 1850 Trapezhängewerk über vier Brücken- felder, verzahnte Spannriegel, Sattel- hölzer über Ständer- pfosten beidseitig der Einfahrten, Spreng- werk unter der Fahrbahn Menzingen Baar ZG LORZETOBEL- BRÜCKE In nächster Nähe führen – entsprechend den technischen Mög- lichkeiten der Zeit – in ganz verschiedener Höhe und Spannweite drei Brücken über das Lorzentobel: die gedeckte Holzbrücke von 1759, das mit Kalkstein verkleidete Betonviadukt von 1910 und die Spannbeton- brücke der Kantons- strasse von 1985. ie Lorze ist der Hauptfluss des Kantons Zug, sie entspringt dem Ägerisee und mündet bei Baar in den Zugersee. Die erste Brücke über die stiebende Lorze unten im Lorzentobel stammt aus dem Mittelalter. Sie verband die höher gelegene Berggemein- de Menzingen mit Zug im Flachland. Eine gedeckte Brücke ist für das Jahr 1531 nach- gewiesen. Mehrmals wurde sie bei Unwettern von der Lorze weggerissen, so in den Jahren 1643 und 1662. 1755 beschlossenMenzingen und Zug, einen Neubau zu wagen, dabei sollte jede Gemeinde eine Brückenhälfte finanzieren. Das setzte einen gemeinsamen Bauplan und die Aufteilung der notwendigen Arbeiten voraus, worauf man sich einige Jah- re nicht einigen konnte. Menzingen übertrug das Geschäft an den Ratsherrn und ehema- ligen Seckelmeister Bonifaz Etter, der aller- dings auch in den eigenen Seckel wirtschafte- te. Schlussendlich machte Baumeister für die Menzinger Hälfte nicht bloss ein finanziell un- günstiges Geschäft, sondern kam auch beim Reisten des Holzes für die Brücke ums Leben. Seine Witwe und seine drei Kinder wurden gemäss Ratsbeschluss mit 100 Gulden «ent- schädigt». Die 1759 fertig erstellte Brücke war von solider Bauart und hat bis heute den teil- weise viel Geschiebe führenden Fluten stand- gehalten. Die Lage der Brücke unten im Tobel war auf Dauer unbefriedigend. Die Höhendif- ferenz musste zweimal überwunden werden, was besonders für Pferdefuhrwerke sehr an- spruchsvoll war. Die Industrie im Ägerital und eine geplante Strassenbahn stellten überdies neue Bedürfnisse an diesen Übergang. Durch die Neuanlage der Brücke von 1910, die so- wohl dem Verkehr nach Menzingen als auch einer Strassen- und Strassenbahnverbindung ins Ägerital diente, verlor die Holzbrücke ihre frühere Bedeutung. Standort Lorzentobel Gemeinden Menzingen und Stadt Zug Koordinaten 684 670 / 226 000 H. ü. M. 600 m Gewässer Lorze Besitzer Kanton Zug Baujahr 1759 Konstruktion Hänge- und Sprengwerke Holzbau Zimmermeister unbek. Bedeckung Ziegel Länge 14,5 m Breite innen 2,36 m Höhe innen 2,45 m Belastung Fussgänger Aussergewöhnlich sind die seitlich an den Eingangspfosten angebrachten ge- krümmten Stützen, die versetzt und ver- schraubt sind. Eine Baumeister- signatur ist am Ost- ende des südlichen Brüstungsbalkens sichtbar. 2012 wurde die Brücke vollständig instand- gesetzt. Dabei wurden die Streckbalken ersetzt, das Widerlager um- gebaut und das Dach mit neuen Ziegeln bedeckt. Bemerkenswert sind die sorgfältig kons- truierten Windver- bände im Giebel. F F F F E D Quellen: Stadelmann, ICOMOS, KDM, IVS, HLS, Zuger Neu- jahrsblatt 1897 FF
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