Holzbrücken im Emmental

6 Buholzer/Fuchs 7 Holzbrücken im Emmental 19. Jahrhundert Mittelalter «Wir Der Statthallter unnd Rhatt zu Bernn khundtt mitt disem Brieff, das vor unns erschinnen sind der Ersammen unnserer liebenn getrüwenn, der Kilchspelln Trachsellwald, Lanngnouw, Trub, Louperswyll, Rüderswyll Erbar pottenn unnd gabennd unns Innamen gemeiner Kilchgnossen zu erkhennenn gebenn, wie sy gemeiner Lanndschafftt, unnd Insonders Inenn zu guttem, und da- mitt sy Inn fürö unnd anndernn Infallenndenn nödtenn dest kommenlicher zu einanndernn kommenn, hellffenn unnd rettenn mögind, anngesächenn gabind, ein Brück über die Aemmen gegenn Louperswyll, uff Jrenn eig- nenn Kostenn, unnd ann unnser Zuthun unnd stür ze machen Mitt demüttiger pitt Jnnen söllichs gnädigklich nach ze lassenn, unnd sich begebenn, die ann mercklichs entgelltnus unnd beladnus, für unnd für Jnn Eerenn ze halltenn unnd gar niemannds weder frömbdenn noch heimschenn kein Zoll von siner eignenn Hab, Lyb unnd gutt abzevordernn noch ze nemmenn dann allein von Kouffmanns gütternn, die uff fürkouff, koufftt unnd wider verkaufftt werdennd. Unns heimsitzende densel- bigenn Zoll von Kouffmanns gütternn ze ordnenn unnd bestimmen unnd Jnenn den us gnadenn vordernn unnd Jnnemmen ze lassenn damit sy dieselbige Brück ewigk- lich Jnn Buw unnd Eerenn halltenn mögind. Uff söllichs Jr pitt wir Jnenn vergönnt habenn obgemeldte Brück ze machen, doch mitt heitternn gedingenn unnd fürwort- tenn. Erstlich das sy den Zoll so wir ordnenn unnd be- stimmenn, unnd In einem Rodell stellenn werdenn, vor- dernn unnd Jnnemenn mögind, unnd nitt wytter noch mer. Zum anndern das sy die Brück jetz machind, unnd hienach Jn buw unnd Eerenn ane unnser unnd merklichs zuthun stür unnd hillff erhalltind. Zum drittenn, das sy unnd Jr nachkommenn, unns zu erkhanndtnus von diser nachlassung unnd Oberherrligkeytt wegenn Järlich ann unnser Schloss Trachsellwald fünff schilling pfennig zu rechtem ewigenn Zins gebind unnd usrichtind. Zum vierdtenn das sy sich für sich, Jr Erbenn unnd nach- kommenn, gegenn unns unnd unnsernn nachkommen verschrybind, unnd bis Brieff unnd Sigell gebind, allenn unnd Jedenn oberlütertenn vorbehalltungenn unnd gedingenn, ane allenn Intrag unnd widerred, ze gelä- benn unnd nachzekommenn. Unnd zu letzt gäbenn wir unns mitt heitternn usgetrucktenn Wortenn, mindrung, änndrung, gänntzliche abkündung unnd Absatzung diser nachlassung, die nach unnsernn unnd unnserer nachkommen Willenn unnd gevallenn, jeder Zyt ze thun vorbehalltenn. In Krafftt dis Brieffs, den wir mitt unnserm annhänngendem Sigell verwarrt habenn. Geschächenn Samstags letztenn tag Wynmonadts, Nach Christi Jesu unnsers Herren unnd einigenn Heyllands gepurt, Gezallt Thusenndt fünffhundertt fünffzygk unnd ein Jar.» m Verlauf des 16. Jahrhunderts nahm die Bevölkerungszahl im Emmental rasch zu. Bedingt durch ein Erbrecht, wonach der jüngste Sohn das elterliche Bauerngut un- geteilt erhält, gab es viele nicht erbberechtigte Geschwister, die sich zuhause als Knechte und Mägde verdingen oder anderswo ihr Glück suchen mussten, wie in den unbevölkerten Flussebenen (Schachen). Die Schachenleute gehörten zum ländlichen Proletariat und bil- deten die unterste Klasse. Darüber angesie- delt waren die Taglöhner und Kleinbauern sowie ausbezahlte Geschwister. Sie wohnten in einzelnen kleinen Häusern mit einem Stall oder einer Scheune, wo sie auch eine Kuh, ei- nige Ziegen oder Schafe halten konnten. Ab 1520 nahm der Bevölkerungsdruck zu, was zur wilden Besiedelung der Schachen durch die Armen führte. Eigentümerin des Schachenlandes war die Regierung, an die Gesuche für den Bau von neuen Brücken gerichtet werden mussten. 1550 erhielten in Schüpbach sechs Bauern- höfe die Erlaubnis der Obrigkeit, gemeinsam eine gedeckte Brücke über die Emme bauen zu dürfen. Ein Jahr später wurde der Bitte der Kirchspiele von Trub, Langnau, Lauperswil, Rüderswil und Trachselwald, eine Brücke bauen zu dürfen, damit sie «zu einnanndernn kommen, helffen und retten mögind», nachgegeben. Die 1552 erbaute Brücke ruhte auf vier Jochen und wur- de nicht rechtwinklig, sondern schräg auf um zehn Meter versetzten Widerlagern gebaut. Der Beitrag der Regierung beschränkte sich auf die Lieferung von «knöpff, stangen und vennli» mit aufgemalten Bären für die neue Brücke. Die Lauperswilbrücke – die heutige Ortschaft Zollbrück existierte damals noch nicht – erhielt rasch grosse Bedeutung für Handel und Ver- kehr, so dass sich schon 1565 eine Wirtschaft etablierte. Die Schenke bekam schnell einen schlechten Ruf, so musste sich das die Sittlich- keit überwachende Chorgericht häufig mit «Überwirten, Spielen, wüstem Treiben, Tan- zen, Musizieren und Streiten» befassen. I Im «Brüggbrief der gnädigen Herren von Bern», ausge- stellt am Samstag, dem 31. Oktober 1551, erteilte die Obrigkeit den fünf Gemeinden Trachselwald, Lang- nau, Trub, Lauperswil und Rüderswil die Bewilligung zum Bau der ersten Brücke über die «Aemme gegen Lauperswil». M GNÄDIGE HERREN

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